Arische Papiere

Christa Beran (geb. Denner) – Auszeichnung 1985

 

Eines Tages erschien die Gestapo in ihrer Wohnung, verhaftete ihre Mutter und deportierte sie nach Polen. Edith Kahn, am 24. Jänner 1914 in Wien geboren, lebte 1942 mit ihrer Mutter Klotile im 2. Bezirk, Untere Donaustraße 13. Zwei Wochen später wurde auch Edith verhaftet. Sie wurde in ein Arbeitslager der Firma Besthorn nach Aschersleben gebracht.

Edith erfuhr, dass sie auch nach Polen verschickt werden sollte. Sie beschloss, aus dem Lager zu fliehen. Edith entfernte den Judenstern von ihren Kleidern, kehrte nach Wien zurück und lebte als „U- Boot“ im Untergrund. Sie wandte sich an christliche Bekannte. Einer war ein SA-Mann mit dem Vornamen Hank. Der riet ihr, sich „arische Papiere“ zu verschaffen. In Wien werde sie von der Gestapo gesucht. Mit den Papieren könne sie flüchten.

Edith erinnerte sich einer alten Freundin. Als 14-jähriges Mädchen hatte sie im 4. Bezirk Argentinierstraße 29 gewohnt. Mit ihrer gleichaltrigen Nachbarin Christa Denner hatte sie engen Kontakt gepflegt. Christa war inzwischen Geschäftsinhaberin geworden. Edith suchte sie auf und erzählte ihr, welches Schicksal sie erwarte, wenn sie keine „arischen Papiere“ habe, um Wien zu verlassen.

Christa war sofort bereit zu helfen. Sie gab ihren Taufschein, die Schülerlegitimation und ihre Lebensmittelkarten. Der Polizei meldete sie, dass sie ihre Papiere am 29. Juli 1942 auf der Alten Donau beim Segeln verloren habe.

Edith Kahn nahm die Identität ihrer Freundin Christa an. Mit den „arischen Papieren“ fuhr sie nach München und entging so der Verfolgung durch die Gestapo in Wien. Edith Kahn alias Christa Denner überlebte den Krieg.

Aus dem Buch von Mosche Meisels: Die Gerechten Österreichs.