Todesmarsch

Fritz Edelmann – 1993
Brigitte Edelmann – 1993
Brigitta Edelmann – 199

 

Fritz Edelmann war 1944 der Bürgermeister von Thondorf in der Steiermark.

Im Dezember 1944 wurden Tausende Juden auf Befehl Adolf Eichmanns aus Ungarn zu Fuß nach Österreich deportiert. Sie mussten einen Todesmarsch antreten, wobei die meisten ihr Leben auf dem Weg einbüßten.

250 von ihnen wurden im Frühjahr 1945 zu Aufräumarbeiten nach Graz bestellt. Auf ihrem Weg mussten sie in Thondorf Station machen. Zwei von ihnen, der orthodoxe Bäckermeister Hermann Marcovici aus Nagybanya im rumänischen Siebenbürgen und der Arzt Dr. Paul Endre sahen ihr Schicksal besiegelt. Sie beschlossen, während ihrer Arbeit beim Kartoffelschälen aus dem Behelfslager zu fliehen und sich zum Bürgermeister von Thondorf zu begeben, um ihn um Hilfe zu ersuchen. Sie berichteten Fritz Edelmann über die hoffnungslose Lage ihrer Marschgenossen, dass viele von ihnen nicht mehr weiter konnten. Sie baten um arische Ausweise, damit sie flüchten könnten und nicht erschossen würden. Edelmann riet ihnen, den Abend abzuwarten und dann wiederzukommen.

Marcovici und Endre sammelten weitere sechs Verfolgte und begaben sich im Schutz der Dunkelheit wieder zu Edelmann. Der beruhigte sie mit der Äußerung, dass der Krieg ohnehin nicht mehr lange dauern und dass sich das deutsche Kommando bald aus dem Ort verabschieden werde. Er erklärte sich bereit, sie bis dahin auf seinem Bauernhof zu verstecken.

Die acht verfolgten Juden verbrachten die nächsten sechs Wochen auf einem Dachboden auf seinem Hof hinter einem Wall von Heu und Stroh. Während dieser Zeit versorgten Edelmanns Frau und Tochter Brigitta die Versteckten mit Brot, Milch und Kartoffeln. Offiziere der Wehrmacht besuchten oft den Hof des Bürgermeisters. Edelmann warnte jedes Mal die Versteckten.

Nach sechs Wochen verließen die deutschen Soldaten den Ort. Edelmann teilte den acht versteckten Juden mit, dass ihnen nun keine Gefahr drohe und dann sie ihr Versteck verlassen könnten. Beim Abschied stattete ihr Lebensretter sie mit arischen Ausweisen, Geld und Nahrungsmitteln aus.

In den sechziger Jahren avancierte Edelmann zum Direktor der steirischen Landwirtschaftskammer.

Im November 1962 fand ein Treffen zwischen dem Retter Edelmann und dem von ihm Geretteten Marcovici statt.

Aus dem Buch von Mosche Meisels: Die Gerechten Österreichs.