Ludwig & Maria Knapp

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Spürhunde der Gestapo

Ludwig und Maria Knapp – 1968

Ludwig Knapp und seine Frau Maria waren 1944 Besitzer eines Sägewerkes und einer landwirtschaftlichen Farm in Weitra bei Gmünd in Niederösterreich.

Sie hatten vorher lange in Prag gelebt. Maria Knapp war eine gläubige Katholikin. Das Schicksal wollte es, dass sich in diesem Jahr ihr Weg mit dem der ungarischen Jüdin Ilona Kaufmann, ihrer Mutter und ihres drei Jahre alten Töchterchens kreuzte.

Ilonas Mann war 1942 in einem ungarischen Arbeitslager umgekommen. Zwei Jahre später überführten die Deutschen sie, ihre Mutter und ihr Kind in das Ghetto der Stadt Szeged. Dort blieben sie nicht lange, wurden im Juni 1944 nach Theresienstadt und nach einem Monat nach Weitra zur Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieb von Ludwig Knapp gebracht.

Knapp hatte gesehen, wie schwer das Los der Juden unter dem Naziregime war. In seinem Betrieb herrschte Mangel an Arbeitern und er beschloss jüdische Zwangsarbeiter einzustellen, um sie vor der zu Deportation retten.

Knapp erhielt die Genehmigung, 24 Juden in seinem Sägewerk zu beschäftigen. Da er wusste, dass die Alten und Kinder nicht arbeitstauglich und besonders gefährdet waren, wählte er absichtlich sieben Alte und vier Kinder. Knapp und seine Frau Maria sorgten f��r die Juden, die bei ihnen arbeiteten. Sie berücksichtigten bei der Arbeitseinteilung ihr Alter und ihren Gesundheitszustand. Sie teilten ihnen warmes Essen und Bekleidung zu.

Unter den Juden, die bei der Familie Knapp arbeiteten, befanden sich Ilona Kaufman, ihre kranke Mutter und ihr kleines Töchterchen. Knapp und seine Frau benahmen sich zu ihnen als ob sie zur Familie gehörten. Die Mutter bekam eine halbtägige Arbeit im Haushalt der Familie Knapp. Die kleine Tochter war bei ihnen wie ein eigenes Kind aufgehoben.

Die jüdischen Arbeiter wurden an den hohen Feiertagen entgegen den geltenden Vorschriften von Knapp nicht zur Arbeit geschickt. Sein Beispiel wirkte im ganzen Dorf und kein Dorfbewohner tat den jüdischen Arbeitern etwas an.

Im April 1945 erfuhr Knapp, dass die Behörden beschlossen hätten, seine jüdischen Arbeiter nach Theresienstadt zu deportieren. Er wusste, dass das ein Transport in den Tod bedeutete. Ludwig und Maria Knapp wollten das mit allen Mitteln verhindern. Sie versorgten die jüdischen Arbeiter mit Lebensmitteln für einen Monat und wiesen sie an, sich in einem nahen Wald zu verstecken. Hierauf fuhr Ludwig mit seiner Familie auf eine kurze Reise nach Wien.

Als Knapp nach zwei Tagen zurückkehrte, meldete er der Gestapo, dass s��mtliche jüdische Arbeiter w����hrend seiner Abwesenheit geflohen seien. In seinem Verhör konnte er nicht erklären, wieso ihnen ihre Flucht gelungen war, stellte sich jedoch freiwillig zur Verfügung, bei der Suche nach seinen „verschwundenen“ Arbeitern mitzumachen. Dabei führte er die Gestapo in die falsche Richtung. Die Spürhunde der Gestapo konnten daher die Spur der Versteckten nicht finden.

Als die Gefahr vorüber war, holten Knapp und seine Frau Maria die Juden aus dem Wald und versteckten sie in ihrem Hof, bis sie nach der Kapitulation Deutschlands ihren Weg in die Freiheit fanden.

Aus dem Buch von Mosche Meisels: Die Gerechten Österreichs.

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